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Positive Politische Theorie: Die positive politische Theorie wendet ökonomische Modelle und empirische Methoden an, um politische Verhaltensweisen, Institutionen und Ergebnisse zu analysieren. Sie versucht, politische Phänomene zu erklären und vorherzusagen, indem sie individuelle Anreize, strategische Interaktionen und rationale Entscheidungen im politischen Bereich untersucht. Dieser Ansatz verwendet formale Modelle und datengestützte Analysen, um politische Prozesse und Verhaltensweisen zu verstehen. Siehe auch Politische Theorie, Politische Philosophie, Wirtschaftstheorien, Wirtschaftliches Verhalten, Politik, Rationale Wahl, Entscheidungen, Entscheidungsprozesse, Entscheidungstheorie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

H. Donald Forbes über Positive Political Theory – Lexikon der Argumente

Gaus I 57
Def Positive Political Theory/Forbes: Positive Political Theory, eng verstanden, bedeutet rationale Entscheidungstheorie, angewandt auf das Studium der Politik. Im weiteren Sinne (...) kann sie sich auf eine viel breitere Palette von analytischen Ansätzen und Endzielen beziehen. Ihre Grenzen werden durch zwei bekannte Gegensätze gesetzt: dem Positiven oder dem, was ist, wird Normatives oder das, was sein sollte, gegenübergestellt; und der Theorie im Sinne von Abstraktion und Erklärung werden detaillierte Beschreibungen von Einzelfällen gegenübergestellt.
Es werden drei Hauptarten des positiven Theoretisierens unterschieden, die man mangels besserer Begriffe als bedingt, rational und intentional bezeichnet.
Analyse: Die Analyse politischer Sachverhalte geschieht häufig im Hinblick auf die Beziehungen zwischen unabhängigen und abhängigen Variablen (...).
Kausalität: Sind einige dieser Korrelationen mehr als nur Korrelationen - d.h. Beweise für kausale Zusammenhänge? Welches sind die notwendigen und/oder hinreichenden Bedingungen für die interessanten Ergebnisse?(1)
((s) Für die philosophische Diskussion von Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Kausalitätsbegriff siehe >Kausalität/Philosophische Theorien).
Normative Analyse: Z.B.: Warum wählen einige Bürger Detroits die Demokraten und andere die Republikaner? Umfragen könnten darauf hindeuten, dass Katholiken deutlich häufiger für die Demokraten stimmen als Protestanten oder Juden. Diese Korrelation zwischen Religion und Stimmabgabe könnte eine klare statistische Tatsache sein, die durch strenge Argumentation aus einigen elementareren (oder "brachialen") Fakten über die Art und Weise, wie eine Stichprobe von Einwohnern Detroits Fragen über ihre Rasse, Religion, Beruf, Bildung usw. beantwortet hat, abgeleitet wurde. Kurz gesagt, es kann Teil einer "kausalen" Theorie des Wählens sein, in Detroit oder anderswo, und die Theorie kann wahr oder falsch sein, unabhängig davon, was man "normativ" über das Wählen einer bestimmten Partei denkt.
Gaus I 58
Kausalität: Beispielsweise haben liberale Demokratien selten oder nie Krieg gegeneinander geführt. Aber kann man sagen, dass die Demokratie eine Ursache oder eine hinreichende Bedingung für den Frieden ist? Die Hypothese kann eine tiefe Verwurzelung in der modernen politischen Theorie beanspruchen (Doyle, 1983(2); Cavallar, 2001(3); Franceschet, 2001(4)).
Statistik: Die frühesten statistischen Studien (Babst, 1972(5); Small und Singer, 1976(6)) litten unter einigen offensichtlichen Mängeln, aber neuere Studien waren Modelle sorgfältiger Konzeptualisierung, gewissenhafter Datenerhebung und ausgefeilter multivariater Datenanalyse. Um dies statistisch zu erreichen, muss man zusätzliche Variablen einführen und komplexere Modelle testen. Leider sind die empirischen Grundlagen der statistischen Modelle umso prekärer, je ausgefeilter sie sind. Krieg ist ein seltenes Ereignis, (...) da sich die meisten seiner Kausalbedingungen nur langsam ändern (...).
Probleme: (...) Da es nur so wenige relevante Fälle gibt, kann die Kodierung von ein oder zwei problematischen Fällen (Spaniens Status als Demokratie im Jahr 1898, Finnlands Status als Feind der alliierten Mächte von 1941 bis 1944) einen erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse jeder statistischen Analyse haben.
"Empirische Gesetze": Trotz dieser Schwierigkeiten besteht heute ein Konsens darüber, dass die empirische Forschung im Allgemeinen die Hypothese unterstützt: Die gemeinsame Demokratie scheint eine hinreichende Bedingung für friedliche Beziehungen zwischen Staaten zu sein (zur Literaturübersicht siehe Chan, 1997(7); Ray, 1995(8); 1998(9); Russett, 1993(10); Russett und Oneal, 2001(11)). Dieses inzwischen weithin akzeptierte "empirische Gesetz" über "demokratische Dyaden" ist ein herausragendes Beispiel für statistisch begründete Kausaltheorie in der Politikwissenschaft.

1. King, Gary, Robert O. Keohane and Sidney Verba (1994) Designing Social Inquiry: Scientific Inference in Qualitative Research. Princeton, NJ: Princeton University Press.
2. Doyle, Michael (1983) ‘Kant, liberal legacies, and foreign affairs’, Parts I and II. Philosophy and Public Affairs, 12: 205–35, 323–53.
3. Cavallar, Georg (2001) ‘Kantian perspectives on democratic peace: alternatives to Doyle’. Review of International Studies, 27: 229–48.
4. Franceschet, Antonio (2001) ‘Sovereignty and freedom: Immanuel Kant’s liberal internationalist “legacy”’. Review of International Studies, 27: 209–28.
5. Babst, Dean (1972) ‘A force for peace’. Industrial Research, 4 (4): 55–8.
6. Small, Melvin and J. David Singer (1976) ‘The warproneness of democratic regimes’. Jerusalem Journal of International Relations, 1: 50–69.
7. Chan, Steve (1997) ‘In search of democratic peace: problems and promise’. Mershon International Studies Review, 41: 59–91.
8. Ray, James Lee (1995) Democracy and International Conflict: An Evaluation of the Democratic Peace Proposition. Columbia, SC: University of South Carolina Press.
9. Ray, James Lee (1998) ‘Does democracy cause peace?’ Annual Review of Political Science, 1: 27–46.
10. Russett, Bruce (1993) Grasping the Democratic Peace: Principles for a Post-Cold War World. Princeton: Princeton University Press.
11. Russett, Bruce and John R. Oneal (2001) Triangulating Peace: Democracy, Interdependence, and International Organizations. New York: Norton.

Forbes, H. Donald 2004. „Positive Political Theory“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Forbes, H. Donald

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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